Am Wochenende habe ich mich ausführlich mit Make.com beschäftigt. Für alle, die es nicht kennen: Make.com (früher Integromat) ist eine Plattform, die es ermöglicht, verschiedene Apps und Prozesse zu automatisieren. Das klingt erst einmal super – weniger manuelle Arbeit, weniger Fehler, mehr Effizienz. Der Grundgedanke ist klar: Automatisierung kann repetitive Aufgaben übernehmen und so Zeit sparen. Doch je tiefer ich eintauche, desto mehr stelle ich mir die Frage: Wie viel davon ist wirklich nützlich und wie viel ist vielleicht nur Spielerei?
Der Nutzen von Make.com: Prozesse automatisieren
Zunächst einmal steht außer Frage, dass Make.com großartige Möglichkeiten zur Automatisierung bietet. Ob man Daten zwischen Apps wie Google Sheets, Slack, oder Airtable austauscht, oder man komplexe Workflows erstellt, die einen ganzen Prozess von Anfang bis Ende abbilden – all das lässt sich dort recht einfach einrichten. Ich könnte beispielsweise einen Workflow erstellen, der neue Bestellungen von meiner E-Commerce-Plattform in mein Warenwirtschaftssystem (WWS) überträgt, die Lagerbestände aktualisiert und den Versandprozess startet.
Aber genau da fängt mein Problem an. Ich frage mich: Ist das wirklich ein Mehrwert? Für viele dieser Standardprozesse gibt es bereits spezialisierte Lösungen. Ein E-Commerce-System bringt oft seine eigene Schnittstelle zum WWS mit. Wofür brauche ich also noch eine zusätzliche Plattform wie Make.com?
Die Vielzahl an Apps: Segen oder Fluch?
Eines der großen Verkaufsargumente von Make.com ist die Integration von hunderten Apps – von Slack, Airtable, Google Sheets bis hin zu Trello und vielen mehr. Das klingt verlockend, doch hier stehe ich vor dem ersten „Problem“. Viele dieser Apps sind mir unbekannt, und ich frage mich, ob es für mich überhaupt einen echten Anwendungsfall gibt, sie zu nutzen.
Wenn ich ehrlich bin, fühlt sich das manchmal so an, als würde ich im Wald stehen und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Ja, es gibt endlose Möglichkeiten, Dinge zu verknüpfen und zu automatisieren. Doch ohne ein klares Verständnis der Apps und ihrer Funktionen bleibt die Frage: Wo fange ich an? Ist es wirklich sinnvoll, beispielsweise Slack oder Airtable in mein Tagesgeschäft einzubinden, oder ist das eher eine Spielerei, die meinen Arbeitsalltag nur unnötig verkompliziert?
Wo liegen die echten Anwendungsfälle?
Natürlich gibt es auch sinnvolle Szenarien, in denen Make.com richtig glänzen kann. Gerade wenn man viele verschiedene Systeme im Einsatz hat, die nicht „von Haus aus“ miteinander sprechen, kann Make helfen, diese Lücke zu schließen.
Ein Beispiel könnte sein, wenn ein CRM-System, ein Kundensupport-Tool und eine E-Mail-Marketing-Plattform getrennt laufen und man sie über Make.com verbinden könnte. So könnten automatisch neue Kontakte aus dem CRM ins Marketing-Tool übertragen werden, während Support-Tickets direkt mit dem Kundenprofil verknüpft werden. Für solche individuellen Workflows ist Make wirklich ein starkes Tool.
Auch wenn es um die Automatisierung von Backoffice-Prozessen geht, kann Make nützlich sein. Beispielsweise, wenn man Daten aus Excel-Tabellen oder Google Sheets automatisiert in ein anderes System übertragen möchte oder eine Datenvalidierung vornehmen will. Hier wird Make oft als Brücke zwischen Systemen eingesetzt, die normalerweise nicht miteinander kommunizieren.
Spielerei oder echte Arbeitserleichterung?
Und dennoch: Ich frage mich, ob der Großteil der Funktionen von Make.com in meinem speziellen Fall wirklich Mehrwert bietet. Für Standardprozesse gibt es oft schon bewährte und integrierte Lösungen. Der Mehrwert von Make.com liegt eher in den Spezialfällen – dort, wo keine fertige Lösung existiert oder wo man besonders kreative Automatisierungen entwickeln will.
Vielleicht ist Make.com auch eher für diejenigen geeignet, die einen Technik-affinen Ansatz haben und tief in die Automatisierung ihrer Prozesse eintauchen möchten. Für alle anderen bleibt die Frage: Braucht man wirklich noch eine zusätzliche Plattform, wenn die meisten der genutzten Systeme schon gut miteinander harmonieren?
Fazit: Nicht für jeden, aber stark für die Richtigen
Make.com hat ohne Zweifel seine Daseinsberechtigung. Für Unternehmen oder Nutzer, die viele verschiedene Systeme verbinden müssen, bietet es echte Mehrwerte. Auch für diejenigen, die komplexe Automatisierungen schaffen wollen, ist es eine wertvolle Ressource. Doch für Standardprozesse wie die Übertragung von Bestellungen zwischen E-Commerce und einem Warenwirtschaftssystem sehe ich oft keinen echten Nutzen, da es hierfür schon spezialisierte Lösungen gibt.
Die Herausforderung bleibt, sich im Dschungel der vielen Apps und Optionen zurechtzufinden und sinnvolle Automatisierungen zu identifizieren. Make.com bietet viele Möglichkeiten – die Kunst besteht darin, die richtigen für sich herauszufiltern.